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Donnerstag, 12. September 2013, 13:39

Kohlensaurer Kalk und Ammoniak

Bei Tierhaltung mit Festmist auf Stroh kennt man das Problem, dass der von den Tieren abgegebene Urin Harnstoff enthält, welcher in der Stroheinstreu bakteriell zersetzt wird, wobei ein Reaktionsprodukt dieses Vorgangs Ammoniak ist. Das ist zunächst einmal schlecht für den Landwirt, denn erstens ist Ammoniak bei Raumtemperatur und Normaldruck ein Gas, d.h. der für die Düngung wertvolle, im NH3 gebundene Stickstoff "verschwindet", indem er in die Umgebungsluft diffundiert. Und zweites schädigt Ammoniak die Atemwege der Tiere.

Nun weiß man aber schon seit hunderten von Jahren, was man dagegen tun muss: der Einstreu wird kohlensaurer Futterkalk, also im Wesentlichen Calciumcarbonat CaCO3, untergemischt. Als Kind sagte man mir auf Nachfrage, der Kalk binde den Ammoniak und ich war zufrieden mit dieser Erklärung und der Vorstellung von einer primitiven Säure-Base-Reaktion.

Als das Thema kürzlich wieder aufkam, stellte ich fest, dass mir die Erklärung nicht mehr ausreicht. Ich befürchte, es ist etwas komplizierter und bin gespannt auf Vorschläge...

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Donnerstag, 12. September 2013, 18:01

Ich verstehe nicht ganz . Denn CaCO3 reagiert nach meiner Kenntnis nicht mit Ammoniak , CaHCO3 aber schon . So nehme ich an, dass hier jemand - mMn verständlicher Weise - übersehen hat, dass CaHCO3 als "doppelt kohlensaurer Kalk" bezeichnet wurde/ wird. Verständlich deshalb, weil "kohlensaurer Kalk" CaCO3 ja nun in gar keiner Weise sauer reagiert .
Andererseits ist zumindest prinzipiell nicht ausgeschlossen, dass CaCO3 mit dem in einem Stall angereicherten CO2 der dortigen Luft in merklichem Umfang zu CaHCO3 reagiert.

Oder habe ich da mal wieder etwas übersehen ?
Gruß FKS

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Donnerstag, 12. September 2013, 20:25

Danke für die Antwort!

Denn CaCO3 reagiert nach meiner Kenntnis nicht mit Ammoniak
Genau das ist ja der Punkt, auf den ich hinauswollte. Ich kenne nämlich auch keine solche Reaktion. Aber es ist ja gar nicht gesagt, dass das CaCO3 mit dem Ammoniak reagieren müsste (so wie man mir das als Kind zu erklären versuchte). Was ich behauptet habe war lediglich, dass die Beimengung von CaCO3 zur Stroheinstreu das Ausgasen/die Entstehung von Ammoniak verhindert. Denn dass es funktioniert, ist unbestritten. Und dass es sich bei dem Phänomen letztendlich um irgendeine Art chemische Reaktion handeln muss, ist ebenfalls unbestritten. Denn würde die Wirkung des Futterkalks allein auf dem Aufsaugen des Urins und dem daraus folgenden "Trockenlegen" des Einstreu-Sumpfes beruhen, dann hätten unsere Altvorderen ganz sicher nicht Futterkalk verwendet, denn den musste man kaufen. Während es Sägemehl (mit gleicher Saugwirkung) damals in Massen kostenlos gab.

Ich habe da noch eine Überlegung im Hinterkopf: ist es möglich, dass es sich gar nicht um eine "klassische" anorganische Reaktion handelt, sondern das Phänomen im weitesten Sinne etwas mit Biochemie zu tun hat? Die Entstehung von Ammoniak aus Tier-Urin beruht ja letztendlich auf einer biochemischen Umwandlung von Harnstoff durch irgendwelche Mikroorganismen. Ist es denkbar, dass das CaCO3 die Tätigkeit der Bakterien einfach unterbindet?

Zitat

So nehme ich an, dass hier jemand - mMn verständlicher Weise - übersehen hat, dass CaHCO3 als "doppelt kohlensaurer Kalk" bezeichnet wurde/ wird.
Sie meinen, dass man unter dem im Landhandel erhältlichen "Futterkalk" also nicht CaCO3, sondern CaHCO3 zu verstehen hätte? Das kann ich so gut wie ausschließen. Zum Beispiel: http://www.koenig-agrar.de/kohlensaurer-…kalk-p-823.html

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Donnerstag, 12. September 2013, 21:38

Die geringsten Verluste sind mit dem raschen Einbringen der Gülle in die Lagergrube mit einer Schwimmdecke zu erreichen.

Artikelserie: "Optimale Güllebehandlung verbessert Dünferqualität" im Link hier: http://landwirtschaft.bodenseekonferenz.…andw_index.aspx

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Samstag, 14. September 2013, 19:54

Ich habe da noch eine Überlegung im Hinterkopf: ist es möglich, dass es sich gar nicht um eine "klassische" anorganische Reaktion handelt, sondern das Phänomen im weitesten Sinne etwas mit Biochemie zu tun hat? Die Entstehung von Ammoniak aus Tier-Urin beruht ja letztendlich auf einer biochemischen Umwandlung von Harnstoff durch irgendwelche Mikroorganismen. Ist es denkbar, dass das CaCO3 die Tätigkeit der Bakterien einfach unterbindet?

Da eine chemische Reaktion im engeren Sinne ausscheidet , dürfte Ihre Denkrichtung zutreffen. Bliebe aber die Frage, warum hier CaCO3 besser geeignet sein sollte als Sägemehl. Vorstellbar wäre mMn , dass CaCO3 keine gute Basis für einen Nährboden darstellt, die Mikroorganismen also dort ungünstigere Verhältnisse vorfinden würden als auf Sägemehl.....

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