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Montag, 4. August 2014, 10:11

Titrationskurve Potentiometrie / Blindwert

Guten Tag,

ich habe offenbar ein Verständnisproblem bei potentiometrischen Redoxtitrationskurven.

Wenn ich bei einer Redoxtitration (z.B. von Fe(II) mit KMnO4) das Potential einer Pt Elektrode gegen eine Referenzelektrode (Ag/AgCl) messe, dann erhalte ich die bekannte sigmoidale Kurve mit einem Wendepunkt am Endpunkt. Warum das so ist, ist mir klar.
Wenn ich die Titration aber durchführe ohne Analyt in der Lösung zu haben (zur Ermittlung des Blindwertes, falls es einen solchen geben sollte), erhalten ich ebenfalls eine sigmoide Kurve (natürlich bei extrem kleinen Titrationsverbrauch). Das ist mir zuerst bei coulometrischen Titrationen aufgefallen, bei denen als Titrant elektrolytisch erzeugtes Chlor benutzt wurde, in schwefelsaurer (1 M) NaCl Lösung (ca 1 M). Wenn ich die Titration mit verdünntem Chlorwasser aus einer Mikrobürette mache, ergiebt sich dieselbe Beobachtung. Mit sehr stark verdünnter Permanganatlösung passiert dasselbe. Ich hätte gedacht, dass sich das Potential der Chlorelektrode (Pt Stab in der Lösung gegen Ag/AgCl) logarithmisch erhöhen müsste, laut Nernstscher Gleichung in der Form Konstante+log(x/(1-x)**2), da x<<1 also praktisch nur log(x) im zweiten Term (die Chlorkonzentration x ist verschwindend gering im Vergleich zur praktisch konstanten Chloridkonzentration. Wenn es eine reduzierend wirkende Verunreinigung in der Lösung geben würde, dann würde ich den sigmoidalen Verlauf logisch finden. Es wird aber allerbestes Reinstwasser verwendet (Umkehrosmose), und der sich ergebende Blindwert passt nicht zu einer möglichen Kontamination.

Wer kann mir erklären, warum ich diese sigmoidale Kurve erhalte ohne Reduktionsmittel in der Lösung ?

  • »Auwi« ist männlich
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Beiträge: 226

Registrierungsdatum: 9. März 2013

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Montag, 4. August 2014, 10:52

So ganz verstanden habe ich Deine Frage nicht.
Das Redoxpotential des KMnO4 hat die Form:
\[E=1,49\,V+{0,059\,V\over 5}\cdot lg{c(MnO_4^-)\cdot c^8(H^+)\over c(Mn^{++})}\]
Wenn nun nur Wasser und ein Tropfen KMnO4 in der Lösung sind, und sich noch kein zweiwertiges Mangan gebiltet hat, ist das Potential völlig unbestimmt. Ein meßbares Potential kommt erst nach Ausübung der Oxidation zustande.
Aber ob das Dein Problem löst, weiß ich nicht.

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Montag, 4. August 2014, 13:19

Wenn nun nur Wasser und ein Tropfen KMnO4 in der Lösung sind, und sich noch kein zweiwertiges Mangan gebiltet hat, ist das Potential völlig unbestimmt.


Die Realität ist aber, dass es keine Permanganatlösung gibt, die nicht auch Mn2+ in geringer Konzentration enthält. Die vermeintliche Undefiniertheit des Potenzials also daher rührt, dass man die Konzentration von Mn2+ nicht kennt.
Selbst wenn anfänglich nur Wasser und Permangananat zugegen wären, so würde Permanganat Wasser zu O2 oxidieren können . Unter Bildung von Mn2+.
Gruß FKS

4

Montag, 4. August 2014, 17:19

@Auwi & FKS
Danke für Ihre Antwort.
Das ist alles richtig und mir auch völllig bewusst. Wenn keine reduzierte Form des Oxidationsmittels vorliegt, wäre das Potential nach der Nernstschen Gleichung unbestimmt. Ebenfalls klar ist, im Fall von Permanganat, dass die Masslösung bereits kleine Mengen an Mn(II) enthält und somit deren Potential nicht unbestimmt ist, sondern sehr wohl messbar.

Wenn ich aber sehr sehr wenig Chlor zu einer wässrigen Chloridlösung gebe, so habe ich beide Formen des Redoxpaares, und die reduzierte Form in sehr grossem Überschuss. Meine Frage ist nun : warum bekomme ich in diesem Fall auch eine sigmoidale Potentialkurve, und nicht einfach einen logarithmischen Anstieg ohne Wendepunkt ? Das sieht doch so aus, als würde das Chlor erst mal etwas in der Lösung oxidieren, bevor sich eine Chlorkonzentration aufbauen kann, die den Potentialsprung mit Wendepunkt dann verursacht. Genauso, wie man es von potentiometrischen Titrationen eben kennt. Es ist aber nichts zum Oxidieren da, ausser man nimmtan, dass eine Oxidation des Wassers stattfindet, eine andere Möglichkeit wäre die Oxidation der Oberfläche der Platinelektrode.

Der Kontext, in dem sich diese Frage stellt, ist noch verwirrender :

Ich führe, wie gesagt, coulometrische Titrationen mit anodisch erzeugtem Chlor durch. Dazu elektrolysiere ich erst die Blindlösung (Elektrolyt ohne die zu bestimmende Substanz). Es kommt, wie oben beschrieben, zu einem ersten Äquivalenzpunkt. Sobald dieser erreicht ist, pipettiere ich die Probenlösung (eine durch Chlor oxidierbare Substanz) in das Elektrolysegefäss. Das Potential fällt erst, steigt dann wieder an, bis ein weiterer Aequivalenzpunkt erreicht wird. Nun würde man meinen, die für die Oxidationsreaktion erforderliche Ladungsmenge würde sich aus der Differenz zwischen erstem und zweiten Aequivalenzpunkt ergeben. Seltsamerweise muss ich von dieser Ladungsmenge aber noch ein weiteres Mal die Ladungsmenge von Beginn des Experimentes bis zum ersten Aequivalenzpunkt abziehen. Das liesse sich nur durch die Annahme erklären, dass irgendetwas in der Lösung Chlor verbraucht, und zwar jedes Mal, wenn ich einen Überschuss Chlor in der Lösung erzeuge, der zu einem Potentialsprung führen soll. Wenn es nur Verunreinigungem in der Elektrolytlösung wären - die würden von Beginn der Elektrolyse bis zum ersten Aequivalenzpunkt oxidiert, diese erste Ladungsmenge würde man von der Gesamtladung abziehen um diesem Blindwert Rechnung zu tragen. Aber offenbar findet dieser gleiche mysteriöse, chlorverbrauchende Vorgang ein weiteres Mal in derselben Lösung während der Oxidation der Analysenlösung statt. Das hat dann meinerseits u.a. auch die Frage aufgeworfen, weshalb es diesen ersten sigmoidalen Potentialsprung überhaupt gibt, da vor dem Hintergrund des praktisch konstanten, hohen Chloridüberschusses das entstehende Oxidationsmittel nur einen logarithmischen Anstieg verursachen sollte.

5

Dienstag, 5. August 2014, 21:37

Ich hätte gedacht, dass sich das Potential der Chlorelektrode (Pt Stab in der Lösung gegen Ag/AgCl) logarithmisch erhöhen müsste, laut Nernstscher Gleichung in der Form Konstante+log(x/(1-x)**2), da x<<1 also praktisch nur log(x) im zweiten Term (die Chlorkonzentration x ist verschwindend gering im Vergleich zur praktisch konstanten Chloridkonzentration.
Erst einmal bin ich der Meinung, dass man so grob nicht nähern sollte , sondern eher so :
\[ln( \frac{x}{( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2}) \ = \ ln \ x \ - \ 2 \ ln \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )\] Für x << 1folgt näherungsweise :\[ln( \frac{x}{( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2}) \ \approx \ ln \ x \ - \ 2 \ \cdot \ (- \ 2 ) \ x \ )\]\[ln( \frac{x}{( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2}) \ \approx \ ln \ x \ + \ 4 \ x \]




im Übrigen verwende ich die folgende Näherung für die Titrationskurve einer Säure HA mit einer Base BOH \[ HA \ <-> \ H^+ \ + \ A^-\] \[ HA \ + \ BOH \ -> \ B^+ \ + \ H_2O \ + \ A^-\] \[ K_S \ = \ c(H^+) \ \frac {c_0(A^-) \ + \ c(H^+)}{c_0(HA) \ - \ c(H^+)}\] Wobei hier zu beachten ist, dass die "Gesamtkonzentration" C0(HA) zu vermindern ist um die entsprechende Konzentration C0(BOH) der zutitrierten Base und deshalb näherungsweise gilt : \[ K_S \ = \ c(H^+) \ \frac { c_0(BOH) \ + \ c(H^+)}{c_0(HA) \ - \ c_0 (BOH) \ - \ c(H^+)}\] Wobei die Formel natürlich nur so weit eine geeignete Näherung darstellt , wie die Konzentration der Säure so deutlich überwiegt, dass die Protolyse des Wassers noch nicht relevant ist. Setzt man nun die sich im Verlauf der Titration ständig erhöhende Konzentration der Base gleich x, so erhält man : \[ K_S \ = \ c(H^+) \ \frac { x \ + \ c(H^+)}{c_0(HA) \ - \ x \ - \ c(H^+)}\] Und nach Logarithmieren :
\[ pH \ = \ pK_S \ + \ 0,4343\ ln \ ( \frac { x \ + \ c(H^+)}{c_0(HA) \ - \ x \ - \ c(H^+)} \ ) \]
Eine Form mit durchaus ähnlicher Struktur wie bei der "logarithmischen Zunahme des Potenzials " : \[E \ = \ E_0 \ + \ \frac {RT}{zF} \ ln( \frac{x}{( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2}) \]

Gruß FKS


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Dienstag, 5. August 2014, 23:04

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Soweit ich sehe, ist das keine Frage einer guten oder schlechten Näherung...Die letzte Funktion in ihrem Beitrag hat leider keinen Wendepunkt, da wo meine Titrationskurve einen hat.

Es ist doch so, dass die Lösung ein Potential hat, welches man gegen eine Referenzelektrode messen kann, auch wenn noch kein Chlor in der Lösung ist. Dieses Potential sollte wohl auf den gelösten Sauerstoff zurückzuführen sein, der an der mehr oder weniger stark oberflächlich oxidierten Platinelektrode ein Potential ausbildet. Wenn ich Sauerstoffsättigung mit Partialdruck p(O2)=0.2 voraussetze, müsste das Potential gegen Ag/AgCl ca. 1 Volt betragen. Tatsächlich misst man etwas um die 400 mV. Das liegt wohl daran, dass gar nicht versucht wurde, eine saubere, einheitliche und definierte Pt Oberfläche zu erhalten. Absolutmessungen sind ja bei potentiometrischen Titration nicht nötig. Jedenfalls bildet sich an der Elektrode ein Mischpotential aus, sobald auch noch Chlor hinzukommt. Das verkompliziert die Angelegenheit erheblich, wie ich finde...Ich weiss aber nicht, ob dies der springende Punkt ist, denn ich erhalte meine Sigmoide auch dann, wenn ich in entgaster Lösung unter Sauerstoffausschuss arbeite.

7

Mittwoch, 6. August 2014, 11:16

Soweit ich sehe, ist das keine Frage einer guten oder schlechten Näherung...Die letzte Funktion in ihrem Beitrag hat leider keinen Wendepunkt, da wo meine Titrationskurve einen hat.
Eben dies ist mMn die Frage. Jedenfalls schließe ich nicht aus, dass sich das Problem bei einer hinreichend sorgfältigen, rein mathematischen Analyse beheben lassen könnte.

Im Übrigen liegt der Wendepunkt einer Titrationskurve in einem Bereich , für den meine Näherung ( natürlich !)nicht geeignet ist. Was ich ja auch ausdrücklich angemerkt hatte. Mir ging es ja auch nur darum, zu zeigen, dass Titrationskurve ( vor dem Äquivalenzpunkt ) und die "Potenzialkurve" eine ähnliche Struktur haben. Eine genauere mathematische Analyse also durchaus sinnvoll sein könnte.

Den Wendepunkt der Titrationskurve betreffend habe ich übrigens Zweifel , ob dieser tatsächlich exakt und allgemein gültig mit dem Äquivalenzpunkt übereinstimmt.
Gruß FKS

8

Mittwoch, 6. August 2014, 11:39

Jedenfalls bildet sich an der Elektrode ein Mischpotential aus, sobald auch noch Chlor hinzukommt.
Ein solches "Mischpotenzial" kommt in meinem Verständnis nicht vor. Das höhere Potenzial ist anfänglich allein bestimmend. Danach gleichen sich die Potenziale durch entsprechende Redoxreaktion mit dem entsprechenden Konzentrationsänderungen aus. Nur ist das sich dabei ausbildende Potenzial genau so wenig ein Mischpotenzial wie das quo ante bestimmende höhere Potenzial.
So ist z.B. die "Normalwasserstoffelektrode" natürlich auch eine Pt2+/Pt - Elektrode.
Ich weiss aber nicht, ob dies der springende Punkt ist, denn ich erhalte meine Sigmoide auch dann, wenn ich in entgaster Lösung unter Sauerstoffausschuss arbeite.
Hier teile ich Ihre Zweifel.
Gruß FKS

9

Mittwoch, 6. August 2014, 20:25

Ich muss leider zugeben, dass ich Ihre Ausführungen nicht alle verstanden haben.
Was meinen Sie mit einer "hinreichend sorgfältigen, rein mathematischen Analyse" ?
Wenn man die beiden ersten Ableitungen der Funktion ln(x/(1-2x)^2) bildet, sieht man doch, dass es keine positiven und reellen Nullstellen dieser Funktion gibt. Daher ist mir diese sigmoidale Kurve, die man experimentell erhält, rätselhaft.

Ob es vor dem Erreichen des Wendepunktes (den es mMn nicht geben sollte) keine Mischpotentiale gibt, weil sich die Redoxpaare "ausgleichen", weiss ich nicht so sicher auszuschliessen. Rein thermodynamisch müsste das gebildete Chlor das Wasser zu Sauerstoff oxidieren und es würde nie zu einem Potentialsprung durch Chlor kommen. Wie wir wissen, ist aber die Reaktion zwischen Chlor und Wasser kinetisch stark gehemmt, was diese coulometrischen Titrationen überhaupt erst möglich macht. D.h. aber auch, dass beide Redoxpaare (Chlor/Chlorid und Sauerstoff/Wasser) nebeneinander koexistieren. Und in sauerstoffgesättigter Lösung (ca 2.5E-4 mol/L) ist die Sauerstoffkonzentration um mehrere Grössenordnungen höher als die Chlorkonzentration, die ich nach dem Endpunkt erreiche.

lg

PS Ach ja, könnten Sie mir noch erklären, warum der Endpunkt Ihrer Meinung nach nicht zwangsläufig mit dem Aequivalenzpunkt der Titration zusammenfällt ?

10

Samstag, 9. August 2014, 16:35

Wenn man die beiden ersten Ableitungen der Funktion ln(x/(1-2x)^2) bildet, sieht man doch, dass es keine positiven und reellen Nullstellen dieser Funktion gibt.
So ohne Weiteres sehe ich das nicht. Da ich aber keine Lust zu komplizierten Ableitungsübungen habe, zumal ich mich dabei ziemlich oft verrechne , schlage ich vor dass wir den Fall \[ y \ = \ ln \ [ \ \frac {x}{ ( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2} \ ] \] einmal gemeinsam und arbeitsteilig zu untersuchen.

Mein Beitrag dazu : \[ z \ = \ ln \ ( f( x )\] \[ z' \ = \ \frac {f \ '(x)}{f(x)}\] \[ z'' \ = \ \frac {f(x) \ \cdot \ f \ ''(x) \ - \ [f \ '(x)]^2}{[f(x) \ ]^2}\]
Woraus sich die folgende Bedingung für einen Wendepunkt ergibt : \[ f(x) \ \cdot \ f \ ''(x) \ - \ [f \ '(x)]^2 \ = \ 0 \] mit \[ f(x) \ = \ \frac {x}{( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2}\]

Auf die übrigen Ausführungen in Ihrem Beitrags möchte ich danach zurückkommen .

Gruß FKS


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Sonntag, 10. August 2014, 16:46

Meiner Rechnung nach (ich kann mich aber irren) :

f'(x)=-((1-2x)/x)**3(4x+1)=0 wenn x=1/2 oder x=-1/4
f''(x)=((1-2x)**2/x**3)(3(4x+1)/x-4(1-2x))=0 wenn x=1/2, und noch zwei komplexe Nullstellen.

f(1/2) ist aber nicht definiert. Daher sollte es mMn keine Wendepunkte auf dem Definitionsintervall ]0,1/2[ geben.

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Dienstag, 12. August 2014, 11:45

\[ y \ = \ ln \ [ \ \frac {x}{ ( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2} \ ] \]\[ y \ = \ ln \ x \ - \ 2 \ ln \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x) \]
\[ y \ ' \ = \ x^{-1} \ - \ 2 \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x) ^{-1} \ \cdot \ ( -2) \]\[ y \ ' \ = \ x^{-1} \ + \ 4 \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x) ^{-1} \]
\[ y \ '' \ = \ - \ x^{-2} \ - \ 4 \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x) ^{-2} \ \cdot \ ( -2) \]\[ y \ '' \ = \ - \ x^{-2} \ + \ 8 \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x) ^{-2} \]
\[ y \ '' \ = \ - \frac {1}{ x^{2}} \ + \ \frac {8}{( \ 1 \ - \ 2 \ x) ^{2}} \]
\[ y \ '' \ = \ \frac {( \ - \ 1 \ - \ 2x \ )^2 \ + \ 8 \ x^2}{ x^{2} \ ( \ 1 \ - \ 2 \ x \ )^2} \] Ein Bruch ist Null, wenn der Zähler Null ist : \[ 0 \ = \ - \ ( \ 1 \ - \ 2x \ )^2 \ + \ 8 \ x^2 \] \[ ( \ 1 \ - \ 2x \ )^2 \ = \ 8 \ x^2 \] \[ \ 1 \ - \ 2x \ = \ \sqrt{8} \ x \]\[ x \ = \ 0,207\]

Gruß FKS

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Dienstag, 12. August 2014, 13:52

Oh je, da muss ich mich ganz dumm angestellt haben... ;(
Ihre Art und Weise, den Logarithmus gleich zu Beginn zu zerlegen, ist natürlich weit klüger.
Ohne jetzt nach meinem Fehler gesucht zu haben (Ihre Lösung ist ganz eindeutig richtig), will mir der Bezug zum Experiment immer noch nicht einleuchten, da ich einen Wendepunkt sehr viel früher beobachte. Wenn ich mit ca 1 mA elektrolysiere, macht die Redoxelektrode einen Potentialsprung mit Wendepunkt nach ca 60 s (das entspricht 0.6 micromol Elektronen), bei einer Ausgangskonzentration von NaCl von ca 1 mol/L, Volumen ca 100 ml. Bei dem von Ihnen berechneten Wendepunkt müsste aber rund 2/5 der Chloridkonzentration oxidiert sein. Woher kommt denn der Wendepunkt, den ich beobachte ? Er hat ja scheinbar nichts mit dem Verhalten der Nernstschen Gleichung der Chlorelektrode zu tun ?

Und natürlich muss ich mich bei Ihnen bedanken, dafür dass Sie sich angesichts meiner Unfähigkeit, eine Ableitung richtig zu bilden, dann doch die ganze Mühe selbst gemacht haben.

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Donnerstag, 14. August 2014, 13:12

Ohne jetzt nach meinem Fehler gesucht zu haben (Ihre Lösung ist ganz eindeutig richtig), will mir der Bezug zum Experiment immer noch nicht einleuchten, da ich einen Wendepunkt sehr viel früher beobachte.
Immerhin wissen wir jetzt, dass man auch bei Redoxtitrationen eine Titrationskurve mit Wendepunkt erhält.

Und dies anscheinend unabhängig von der Stöchiometrie des Einzelfalls . So jedenfalls nach meiner Analyse der mathematischen Lösungsstruktur : Immer ein Wendepunkt und nie ein lokales Extremum. Was mMn daran liegt, das für alle x > 0 ( a ln x ) ' = a/x beim Ableiten das Vorzeichen wechselt [ - b ln ( 1 - x ) ] ' = b/( 1 - x ) dies aber nicht tut. So dass man bei der ersten Ableitung letztlich ein Polynom erhält, bei dem alle Summanden das gleiche Vorzeichen haben, das Polynom also für x > 0 keine Nullstelle haben kann, während bei der zweiten Ableitung stets Summanden mit verschiedenen Vorzeichen im Polynom auftreten.

So finde ich z.B für \[ y \ = \ ln \ \frac {x}{1 \ - \ x} \ = \ ln \ x \ - \ ln \ ( \ 1 \ - \ x \ ) \] den Wendepunkt bei x = 0,5.
So gesehen finde ich das urssprüngliche Problem geklärt : Die Frage nach der Begründung für der "sigmoidalen" Form der Potenzialkurve

Offen ist lediglich die Frage nach der hier Potenzial bestimmenden Halbzellenreaktion. Hier teile ich ihre Auffassung, dass es nicht Cl2/Cl- sein kann. Aber warum nicht O2/H2O. Denn bei der Elektrolyse einer 1M NaCl - Lösung ist die Bildung von O2 thermodynamisch klar bevorzugt vor der Bildung von Cl2 . Dem entgegen stehende kinetische Gründe sehe ich hier nicht. Jedenfalls keine entscheidenden Gründe.

Gruß FKS

15

Samstag, 16. August 2014, 09:16

Hmmm, ich weiss nicht, ob ich Sie richtig verstehe. Ich habe nie Zweifel daran gehabt, dass man bei einer Redoxtitration eine sigmoidale Kurve mit Wendepunkt erhält. Meine Frage war, weshalb man eine solche Kurve auch bei der Bestimmung des "Blindwertes" erhält, also in Abwesenheit einer Substanz, die mit dem Titrant reagieren könnte.

16

Mittwoch, 27. August 2014, 14:47

Meine Frage war, weshalb man eine solche Kurve auch bei der Bestimmung des "Blindwertes" erhält, also in Abwesenheit einer Substanz, die mit dem Titrant reagieren könnte.
Auch ich habe die ganze Zeit nach einem möglichen Reduktionsmittel gesucht , aber keines gefunden. Jedenfalls keines, das auch von der Stoffmengenbilanz/Ladungsmengenbilanz her gepasst hätte.

Jetzt denke ich, dass gar keine chemische Reaktion vonnöten ist, weil nämlich das Voltmeter immer nur das Potenzial des Redoxpaares anzeigt , das der höchst möglichen Gesamtspannung entspricht. Und dies ist erst einmal nicht Cl2/Cl-, sondern z.B. O2/H2O . Wenn wir also mal 0,8 Volt für das Kathodenpotenzial annehmen, dann bleibt es trotz ständiger Erhöhung der Cl2 - Konzentration solange bei den besagten 0,8 Volt, solange das Cl2/Cl- - Potenzial dieses nicht übersteigt. Und dies auch in dem Fall, dass überhaupt keine Reaktion im Sinne von \[O_2 \ + \ 4 \ Cl^- \ + \ 4 \ H^+ \ -> \ 2 \ H_2O \ + \ 2 \ Cl_2 \] stattfindet, die aber als "Begleiterscheinung" auch nicht stören würde, solange die Ladungsmenge im Rahmen der von Ihnen gemessenen Ladung bleibt.
Gruß FKS

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Donnerstag, 28. August 2014, 10:49

Zunächst einmal Danke dafür, dass Sie weiter darüber nachgedacht haben.
Man beobachtet diesen Wendepunkt allerdings auch, wenn man in weitgehend entgaster (mit N2 oder Ar) Lösung und unter Sauerstoffausschluss arbeitet.

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Donnerstag, 28. August 2014, 14:04


Zunächst einmal Danke dafür, dass Sie weiter darüber nachgedacht haben.
Zum Einen ist das ja unser Geschäft und interessant genug, um darüber nachzudenken , ist der von Ihnen beobachtete Effekt allemal.


Man beobachtet diesen Wendepunkt allerdings auch, wenn man in weitgehend entgaster (mit N2 oder Ar) Lösung und unter Sauerstoffausschluss arbeitet.
Aber wenn das Cl2 elektrolytisch erzeugt wurde, wird immer auch Sauerstoff erzeugt. Und dies sogar thermodynamisch bevorzugt vor dem Cl2 und mMn auch nicht etwa kinetisch behindert bei der doch anscheinend geringen Stromdichte und Ladungsmenge,.
Dennoch muss ich einräumen , dass ich bei Ausschluss externer Sauerstoffquellen keinen Grund sehe, warum das Potenzial von (O2/H2O) anfänglich höher sein sollte als das von (Cl2/Cl-). Denn jetzt eine kinetische Hemmung bei der Oxidation von Chlorid anzunehmen, erscheint mir dann doch zu verwegen.

Gruß FKS

19

Donnerstag, 28. August 2014, 17:30



Aber wenn das Cl2 elektrolytisch erzeugt wurde, wird immer auch Sauerstoff erzeugt. Und dies sogar thermodynamisch bevorzugt vor dem Cl2 und mMn auch nicht etwa kinetisch behindert bei der doch anscheinend geringen Stromdichte und Ladungsmenge
Das ist nicht ganz richtig. Thermodynamisch würde man erwarten, dass aufgrund der Redoxpotentiale bevorzugt Wasser oxidiert würde. Sauerstoff hat aber sowohl an Pt wie an Graphitelektroden eine sehr viel grössere Überspannung als Chlor (ca +0.9 V gegenüber +0.12 V). Man sieht das auch in den Cyclovoltammogrammen (die ich selbst aufgenommen habe für meine Elektrodenkonfiguration (Graphitanode)). Chlor wird bei 1.12 V gegen SCE, Sauerstoff dagegen erst ab +1.4 V freigesetzt. Wenn das nicht so wäre, könnte man ja gar keine Coulometrie mit Chlor machen. Tatsächlich funktioniert das aber, das ist auch belegt durch viele Artikel in der Literatur.

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Samstag, 30. August 2014, 19:47



Aber wenn das Cl2 elektrolytisch erzeugt wurde, wird immer auch Sauerstoff erzeugt. Und dies sogar thermodynamisch bevorzugt vor dem Cl2 und mMn auch nicht etwa kinetisch behindert bei der doch anscheinend geringen Stromdichte und Ladungsmenge
Das ist nicht ganz richtig. Thermodynamisch würde man erwarten, dass aufgrund der Redoxpotentiale bevorzugt Wasser oxidiert würde. Sauerstoff hat aber sowohl an Pt wie an Graphitelektroden eine sehr viel grössere Überspannung als Chlor (ca +0.9 V gegenüber +0.12 V). Man sieht das auch in den Cyclovoltammogrammen (die ich selbst aufgenommen habe für meine Elektrodenkonfiguration (Graphitanode)). Chlor wird bei 1.12 V gegen SCE, Sauerstoff dagegen erst ab +1.4 V freigesetzt. Wenn das nicht so wäre, könnte man ja gar keine Coulometrie mit Chlor machen. Tatsächlich funktioniert das aber, das ist auch belegt durch viele Artikel in der Literatur.
Ihren Ausführungen zur Überspannung stimme ich grungsätzlich ich zu. Nur sehe ich es so, dass im fraglichen Fall Überspannung keine wesentliche Rolle spielt.

Ich aber erst einmal die Notwendigkeit sehe, zu diskutieren, was man mit dem Verständnis m.E. wenig dienlichen Begriff "Überspannung " so alles "erschlägt". Dabei sind die "so genannten "Effekte" die zur Überspannung betragen, durchaus nicht etwa komplizierter Natur.

Da wäre als Erstes die so genannte "Widerstandsüberspannung " , die im Grunde nur die Spannung anspricht, die auch in Abwesenheit chemischer Reaktionen bei jeder Art von Stromfluss zu beobachten ist und ich beim besten Willen nicht erkenne, was daran den Zusatz "Über" rechtfertigen soll.
Denn dass man nicht nur Spannung benötigt , um eine "nicht freiwillig " verlaufende chemische Reaktion zu ermöglichen, sondern auch noch die aus den Anfängen des Physikunterrichts Jahre vorher an die Lernenden heran gebrachte Spannung U = R I benötigt um einen Stromfluss der Stärke I = U/R zu bewirken mag einer Erwähnung bedürfen, aber doch nicht einer Bezeichnung bedürfen , die diesen simplen Sachverhalt zu verfremden geeignet ist.

Verzeihen Sie diesen Exkurs. Aber in Bezug auf unseren Fall, erscheint mir dieser Einstieg angemessen, alldieweil er zeigt , dass dieser "Überspannungseffekt" unbedeutend wird, wenn die Stromstärke genügend klein ist.

Und eben dies ist auch beim "Effekt" der so genannten "Konzentrationsüberspannung" in ähnlicher Weise gegeben. Der zwar nicht ganz so "obsolet" wie daherkommt, es aber auch nicht gerade schwierig zu durchschauen sein dürfte . dass es mit der Stärke des Stroms zunehmend an der Elektrode zu einer Verarmung der Ionen kommt, die dort entladen werden, so dass das Elektrodenpotenzial mit der falschen Konzentration berechnet ist, wenn man mit dem Wert in NERNST - Gleichung eingeht, der für die Lösung fern der Elektrode gilt. Auch hier sehe ich keinen Anlass , dies als einen "Überspannungseffekt" zu bezeichnen. Wobei aber davon abgesehen auch hier festzuhalten bleibt, dass auch dieser "Effekt" mit abnehmender Stromstärke/Stromdichte gegen Null strebt.


Bleibt noch der Fall der so genannten "Elektrodenüberspannung" , bei der ich jenseits von allen möglichen sonstigen Erklärungskonstruktionen vor einer nunmehr doch schon einer Reihe von Jahren zu der Überzeugung gekommen bin, dass diese Form der Überspannung ausschleßlich dadurch bedingt sein kann, dass das Produkt nicht dem entsprechen kann, das bei der üblichen Berechnung angenommen wird, sondern dieses Elektrodenprodukt um exakt den Betrag energiereicher sein muss, der der so "Elektrodenüberspannung " gemäß \[ \Delta \ G \ = \ - \ z \ F \ U \] äquivalent ist.

Ein Effekt, der im Übrigen nicht unbedingt einer chemisch verschiedenen Spezies bedarf, sondern das Produkt möglicher Weise nur eben energiereicher ist in dem Sinne, dass in ihm mehr und ggfs. höher angeregte Zustände mit größerem Anteil vorkommen, als dies dem Gleichgewicht der jeweils herrschenden Druck- Temperatur - Verhältnisse entspricht. Oder flapsig ausgedrückt z.B. ein Elektrodenwasserstoff die Kathode in einem Zustand verlässt, der energiereicher ist als der Wasserstoff aus einer im gleichen Raum gelagerten Wasserstoffflasche.

Wenn man dieser Erklärung folgt, dann wird klar, dass auch dieser "Überspannungseffekt" mit der Stromdichte abnimmt und möglicher Weise nahezu vollständig verschwindet, wenn der in der Elektrode gelöste Wasserstoff genügend Zeit hat sich dem Gleichgewicht entsprechend zu nähern, bevor er die Elektrode verlässt. Dass bei konstanter Stromdichte die Verweildauer in der Elektrode mit deren Lösungsvermögen für Wasserstoff zunimmt, sollte einleuchtend sein. Was ja z.B. zur geringen Überspannung in den Fällen Platin und Palladium durchaus passt. Was aber andereseits nicht ausschließt, dass eine stoffspezifische katalytische Wirkung z.B. in Bezug auf ein Zusammentreten im Sinne von \[2 \ H \ -> \ H_2 \] hinzukommt, was aber ja auch an den Zusammenhang nichts ändert, dass mit abnehmender Stromdichte und dem entsprechender längerer Verweildauer innerhalb oder an der Elektrode die Überspannung zurückgeht.

Wenn aber nun aber auch die so genannte "Elektrodenüberspannung" mit abnehmender Stomdichte weitgehend bis vollstädig verschwindet, dann bedeutet dies, dass man bei hinreichend kleinen Stromdichten wenn überhaupt, dann nur noch sehr bedingt mit Überspannungen argumentieren kann.

Ob nun die von Ihnen genannten " 0,6 Mikromol Elekronen pro 60 Sekunden ", nach meiner Rechnung I = 9,65 mA einer im Sinne meiner Argumentation hinreichend kleinen Stromdichte entspricht , muss ich leider offen lassen.

Gruß FKS

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