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Montag, 11. März 2013, 17:24

Konjugierte Doppelbindungen

Als ich noch im Korsett der Oktettregel gesteckt habe, erschien mir die Darstellung von Benzol als "Cyclohexatrien" plausibel. Heute frage ich mich , warum nicht schon die Erstvermutung von 6 gleichen C-C - Bindungen ausging. Denn weshalb sollte bei vollsymmetrischer Umgebung die Bindung zum linken Nachbarn eine andere sein als die zum rechten.
Aber anscheinend gibt es ja konjugierte Systeme, bei denen trotz symmetrischer Umgebung die Bindung nach links eine andere ist als die nach rechts. Gibt es dafür eine nicht nur mathematisch plausible Erklärung ?

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Beiträge: 226

Registrierungsdatum: 9. März 2013

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Montag, 11. März 2013, 18:37

Konjugierte Doppelbindungen

Ich könnte mir vorstellen, daß hier induktive und mesomere Effekte mit hineinspielen.

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Montag, 11. März 2013, 20:24

Konjugierte Doppelbindungen

Ich könnte mir vorstellen, daß hier induktive und mesomere Effekte mit hineinspielen.
Induktive Effekte sehe ich bei der hier vorausgesetzten Symmetrie nicht.

"Mesomere Effekte" sehe ich lediglich als Nachbesserung einer Formelbeschreibung, die nur deswegen überhaupt erst erforderlich wird, weil die ursprüngliche Strukturvermutung nicht der energieärmsten Elektronenverteilung entspricht und eine einzige Strichformel mit unterschiedlich starken C-C - Bindungen den realen Zustand falsch wiedergibt, alldieweill doch sowohl die Bindungslängen wie auch die Bindungsenergien aller C-C - Bindungen im Benzol gleich und nicht etwa zwei verschiedene C-C - Bindungen Realität sind.
So gesehen wäre für mich der aromatische Charakter von Benzol und Co eine Selbstverständlichkeit, über die ich hier kein Wort verlieren müsste, gäbe es nicht Fälle von konjugierten Ringsystemen , die trotz geeigneter Symmetie eine Ausnahme sind insofern, als hier anscheinend anders als beim Benzol verschieden starke C-C - Bindungen vorliegen, die es rechtfertigen , zwischen Einfach- und Doppelbindungen zu unterscheiden.

Mein Verständnisproblem erledigt sich für mich auch nicht dadurch , dass ich die HÜCKEL - Regel anwende, da mir deren physikalischer Hintergrund nicht erkennbar ist. Und auf eben den zielt meine Eingangsfrage.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Friedrich Karl Schmidt« (11. März 2013, 20:31)


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Montag, 11. März 2013, 21:31

Heute frage ich mich , warum nicht schon die Erstvermutung von 6 gleichen C-C - Bindungen ausging. Denn weshalb sollte bei vollsymmetrischer Umgebung die Bindung zum linken Nachbarn eine andere sein als die zum rechten.
Was ich daran im Moment (noch?) nicht verstehe: wieso kann man davon ausgehen, dass den "Erstvermutern" (also um ca. 1860) die vollsymmetrische Umgebung des Benzols bewusst war?

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Montag, 11. März 2013, 22:35

Heute frage ich mich , warum nicht schon die Erstvermutung von 6 gleichen C-C - Bindungen ausging. Denn weshalb sollte bei vollsymmetrischer Umgebung die Bindung zum linken Nachbarn eine andere sein als die zum rechten.
Was ich daran im Moment (noch?) nicht verstehe: wieso kann man davon ausgehen, dass den "Erstvermutern" (also um ca. 1860) die vollsymmetrische Umgebung des Benzols bewusst war?
Na ja, "vollsymetrische Umgebung" war nicht gerade eine geglückte Bezeichnung von mir . Mit der ich nur sagen wollte, dass ich keinen Grund sehe, warum die Bindung eines C- Atoms zum linken Nachbarn hin eine andere sein sollte, als die zum rechten Nachbarn hin. Aus meiner Sicht wäre das so, als wenn man auch z.B. im H2O zwei verschieden starke und lange Bindungen hätte. "Links - Rechts - symmetrische Umgebung hätte jedenfalls eher gepasst.

Im Übrigen wollte ich unseren Altvorderen der Chemie nicht zu nahe treten, sondern sehe als "Erstvermuter" immer die Lehrperson, die den Lernenden ein "Angebot" entwickelt oder vorgibt, auf dessen Basis dann diskutiert und weiter entwickelt wird. Und zu dem "Angebot" dass im Benzol , wie auch beim Graphit Einfach - und Doppelbindungen alternieren , kommt man doch nur durch Festhalten an der Vierbindigkeit des Kohlenstoffs , die Ihrerseits eine Konsequenz des Oktettprinzips ist.

6

Donnerstag, 21. März 2013, 11:13

Ich glaube, jetzt verstehe ich die Fragestellung. Umformuliert würde sie lauten: warum gibt es Aromaten, Antiaromaten und Nichtaromaten? Bzw. warum sind planare, cyclisch-konjugierte Systeme mit einer ungeraden Anzahl an pi-Elektronenpaaren aromatisch und die anderen nicht. Oder noch einmal umformuliert mit Blick auf die didaktische Komponente der Frage: wie erkläre ich einem Schüler, dass Benzol aromatisch ist und Cyclooctatetraen nicht?
»HerrBiernot« hat folgende Datei angehängt:
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7

Donnerstag, 21. März 2013, 17:33

Ich glaube, jetzt verstehe ich die Fragestellung. Umformuliert würde sie lauten: warum gibt es Aromaten, Antiaromaten und Nichtaromaten? Bzw. warum sind planare, cyclisch-konjugierte Systeme mit einer ungeraden Anzahl an pi-Elektronenpaaren aromatisch und die anderen nicht. Oder noch einmal umformuliert mit Blick auf die didaktische Komponente der Frage: wie erkläre ich einem Schüler, dass Benzol aromatisch ist und Cyclooctatetraen nicht?
Ganz so ist mein Problem nicht, wenngleich ich einräumem muss. dass mir der Unterschied gerade eben erst klar geworden ist. Dass eine durchgängig konjugiertes Ringsystem nicht zwingend aromatisch . also insbesondere nicht eben sein muss, leuchtet mir ein . Weil das "eben Sein" ja mit Bindungswinkeln verbunden sein kann, die "energetisch ungünstig sind.

Was mir nicht einleuchten würde. sind unterschiedlich starke Bindungen. Wenn also z.B. Cycobutadien nicht planar und infolgedessen nicht aromatisch ist, ok. Aber wenn die vier Bindungen verschieden stark und lang sind, damit hätte ich ein Problem.

8

Freitag, 22. März 2013, 09:25

Zunächst einmal muss man festhalten, dass die Begriffe "Anti-Aromat" und "Nicht-Aromat" nicht synonym sind. Insbesondere ist Planarität unabdingbare Voraussetzung nicht nur für Aromatizität, sondern auch für Anti-Aromatizität. Ich stelle mir den anti-aromatischen Zustand bildhaft-primitiv als den Gipfel eines Berges im Energieprofil vor, demgegenüber den aromatischen als eine Art Energiemulde. Die Natur war bezüglich des anti-aromatischen Zustands ziemlich einfallsreich, denn diese Moleküle treiben sozusagen die wildesten Dinge, um nur ja nicht im anti-aromatischen Zustand bleiben zu müssen: z.B. Cyclobutadien, isoliert und eingebettet in eine Edelgas-Matrix bei 8 K (!), verzerrt sich schon in diesem "gezähmten" Zustand zu einer rechteckigen Struktur (kein Quadrat!), schon bei 35 K reagiert es dann in einer Diels-Alder-Reaktion mit sich selbst. Cyclooctatetraen, so wie ich es gezeichnet habe anti-aromatisch, entgeht diesem Zustand durch Aufhebung der Planarität, es verzerrt zu einer wannenförmigen Konformation.

Das kann man alleine mit ungünstigen Bindungswinkeln nicht mehr erklären. Das rechteckige Cyclobutadien hat ja immer noch den ungünstigen 90° Winkel. Und das Cyclopentadienyl-Kation ist ein klassisches Beispiel für eine anti-aromatische Verbindung, obwohl der Bindungswinkel im Fünfring gar nicht ungünstig ist: im Gegenteil, denn in der Natur ist er ein bevorzugtes Strukturelement.

Ich lehne mich jetzt mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass man das ohne die Hückel'sche Molekülorbital-Theorie nicht vernünftig erklärt bekommt. Einem Studenten, der schon etwas MO-Theorie gehört hat, kann ich innerhalb kurzer Zeit anhand der Frost-Musulin-Diagramme klar machen, wo die Energieniveaus der Orbitale liegen und dass bei einem Anti-Aromaten eine ungünstige diradikalische Verteilung entstünde, während der Aromat einen Energiegewinn für sich verbucht. Aber bei einem Schüler? Ich wäre ratlos. Genau genommern könnte ich dem nicht einmal erklären, warum Benzol aromatisch ist, da er nicht in der Lage wäre, den energetischen Vorteil zu erkennen. Aber ich bin ja auch kein Lehrer, vielleicht gibt es ja noch Beiträge aus dieser Richtung...

Was mir nicht einleuchten würde. sind unterschiedlich starke Bindungen. Wenn also z.B. Cycobutadien nicht planar und infolgedessen nicht aromatisch ist, ok. Aber wenn die vier Bindungen verschieden stark und lang sind, damit hätte ich ein Problem.
Dann haben Sie ein Problem, denn genau so ist es. Aber lassen wir mal das etwas kompliziertere Cyclobutadien beiseite und gehen zum Cyclooctatetraen: wenn man erst einmal eingesehen hat, dass es nicht planar ist, dann ist es doch auch nicht mehr schwierig zu erkennen, dass die Bindungen nicht alle gleich lang sein können. Denn dafür wäre ja eine Delokalisation der Elektronen notwendig, wofür man wiederum zueinander parallele p-Orbitale braucht, denn diese müssen überlappen. Bei einer nicht-planaren Struktur ist das nicht möglich. Aber für viel schwieriger halte ich es, zunächst einmal zu verstehen, ob und warum das Cyclooctatetraen überhaupt von der Planarität abweicht.
»HerrBiernot« hat folgende Datei angehängt:

9

Montag, 25. März 2013, 21:52



Ich lehne mich jetzt mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass man das ohne die Hückel'sche Molekülorbital-Theorie nicht vernünftig erklärt bekommt.
Das wird jetzt eine schwierige Diskussion, denn ich kenne nicht die Herleitung der HÜCKEL - Regel , und die MO - Theorie ist für mich auch nicht so überzeugend exakt, dass ich mich auch in Fällen geringer Energieunterschiede auf deren Ergebnisse verlassen würde.

Nemen wir mal für einen Moment an, das Cyclobutadien wäre ein Quadrat und es würde die Frage gestellt , warum es kein Rechteck ist. Dann würde ich sagen, dass bei einem Rechteck die Unterschiedlichkeit der Bindungen u.a. auch zur Folge hätte, dass bei gleichem Abstand zum betrachteten C - Atom die Elektronendichte in Richtung der kürzeren Bindung anders verteilt wäre , als in Richtung der längeren Bindung und dies mir angesichts der Gleichheit der Atome elektrostatisch widersinnig erscheint.
Oder aber mit dem Versuch Organiker zu sein sagen würde: Bei der rechteckigen Struktur gibt es zwei energiegleiche , mesomere Grenzstrukturen. Die diesen entsprechenden Wellenfunktionen lassen sich linear kombinieren mit dem Ergebnis, dass die Energie des realen Zustands niedriger liegt als die den Grenzstrukturen entsprechende Energie.

Eine Argumentation, die in Fall einer hinreichend langen Kette mit konjugierten Doppelbindungen m.W. auch zu dem Ergebnis führt, dass zwischen Einfachbindungen und Doppelbindungen nicht mehr unterschieden werden kann.

Und wenn ich mir vorstelle, dass man von einer quadratischen Anordnung der Kerne ausgeht und dann eine Born - Oppenenheimer - Näherung versucht und ich mir dann noch vorstelle, dass am Ende resultieren soll, dass sich im zweiten Schritt ergeben soll, dass die Kerne in eine quadratische Anordnung übergehen ....

Ist der Gedanke, dass man in Kenntnis des experimentellen Ergebnisses dann auch bei der theoretischen Berechnung das Rechteck herausbekommt, eine diesbezügliche Voraussage aber nicht unbedingt das gleiche Ergebnis erbracht haben würde, wirklich so fern liegend ?

Gruß FKS

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