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Montag, 17. Juni 2013, 15:13

Jakobs-Kreuzkraut identifizieren

Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), hier Jakobs-Kreuzkraut (JKK) genannt, ist ein ungebetener Gast auf landwirtschaftlich genutztem Grünland, weil die Pflanze leberschädigende Alkaloide enthält, die bei Pferden und Rindern schlimmstenfalls zum Tod führen können. Kommt die Pflanze auf Weideflächen vor, ist noch nichts verloren, weil weidende Tiere sie dort nicht fressen. Kritisch wird es erst, wenn man die Pflanze trocken in Silage oder Heu einpresst und verfüttert: sie behält ihre Giftigkeit, verliert aber die Bitterkeit, wird daher trocken nicht mehr aussortiert und landet im Tier.

Mir ist klar, dass man von JKK praktisch verschont bleibt, wenn man sein Grünland regelmäßig pflegt, beweidet, abmäht, usw. Das mache ich und Gott sei Dank auch die Eigentümer/Pächter der anliegenden Flächen. Und zum Glück hat auch die Gemeinde noch genug Geld übrig, um regelmäßig die Grünstreifen, Böschungen und Gräben der Straßen zu pflegen, sodass das JKK auch dort nicht aufkommen und "streuen" kann. Trotzdem wäre ich gerne in der Lage, die Pflanze zuverlässig zu identifizieren - auf der Weide und am besten auch im trockenen Zustand.

Als Kind habe ich das Erkennen von Pflanzen von meinem Vater gelernt, aber da war JKK noch kein Thema und was nicht vorkam, musste man auch nicht kennen. Deshalb und weil ich eine diesbezügliche Weiterbildung unterlassen habe, bereitet mir das nun größte Schwierigkeiten: ich habe keine Ahnung, wie ich das von der Unzahl des ganzen sonstigen gelblichen Gepflänzes unterscheiden soll, auch nicht nach intensiver Recherche im Internet. Und JKK im trockenen Zustand zu erkennen scheint mir nahezu unmöglich. Wer kann helfen?

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Mittwoch, 19. Juni 2013, 07:35

Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), hier Jakobs-Kreuzkraut (JKK) genannt, ist ein ungebetener Gast auf landwirtschaftlich genutztem Grünland, weil die Pflanze leberschädigende Alkaloide enthält, die bei Pferden und Rindern schlimmstenfalls zum Tod führen können. Kommt die Pflanze auf Weideflächen vor, ist noch nichts verloren, weil weidende Tiere sie dort nicht fressen. Kritisch wird es erst, wenn man die Pflanze trocken in Silage oder Heu einpresst und verfüttert: sie behält ihre Giftigkeit, verliert aber die Bitterkeit, wird daher trocken nicht mehr aussortiert und landet im Tier.
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Als Kind habe ich das Erkennen von Pflanzen von meinem Vater gelernt, aber da war JKK noch kein Thema und was nicht vorkam, musste man auch nicht kennen. Deshalb und weil ich eine diesbezügliche Weiterbildung unterlassen habe, bereitet mir das nun größte Schwierigkeiten: ich habe keine Ahnung, wie ich das von der Unzahl des ganzen sonstigen gelblichen Gepflänzes unterscheiden soll, auch nicht nach intensiver Recherche im Internet. Und JKK im trockenen Zustand zu erkennen scheint mir nahezu unmöglich. Wer kann helfen?


Im Heu, wo schon ein Anteil von 1% Greiskräuter bis zum Schlachttermin gefährlich wird, ist das Erkennen m.E. nicht mehr wirklich möglich. Lediglich die verzweigten Stängel mit Resten der Blüte könnte man noch so halbwegs einordnen.
Zu Fütterungsversuchen habe ich hier einen recht umfassenden Link: http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?…tm?inhalt_c.htm

Das Erkennen und Bestimmen der Frischpflanze selbst ist nicht so problematisch und mit der Bildersuche oder den Infos hier in diesem Link noch eher zu bewerkstelligen: http://www.botanikus.de/Botanik3/Ordnung…kreuzkraut.html

Bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich den Beinwell (Symphytum officinale) http://de.wikipedia.org /wiki/Echter_Beinwell als ebenso potenten Träger der gefährlichen Pyrrollizidin-Alkaloide beseitigen. Es gibt dafür eine Art Dosierhilfe am langen Stiel in die eine Dose Präfix C - Streugranulat eingespannt werden kann und auf der Weide bei kühler feuchter Witterung eine bequeme und effektive Ausbringung ermöglicht.

Ein selektives Herbizid gegen Greiskräuter findet sich z.B. hier als Depitox oder Thrust , allerdings gibt es für Österreich und Deutschland hierfür keine Zulassung.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »hw101« (19. Juni 2013, 13:19)


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Mittwoch, 19. Juni 2013, 10:24

Danke für die Antwort, HW.

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Sonntag, 23. Juni 2013, 15:33

Wenn das Heu bereits trocken und zu Ballen gepresst ist, ist es schwierig, die Pflanze noch zu darin auszumachen. Am besten, man behält die Wiese vor der Maht im Auge. Sieht man dann gelbe Korbblüter, schaut man sich die genauer an. Die Merkmale der Pflanze sind ziemlich eindeutig und sie sollte mit jedem Amateurbestimmungschlüssel zu identifizieren sein. Auffällig sind die relativ grossen Blätter. Wenn man an denen reibt, stellt man oft (aber nicht immer) einen sehr unangenehmen, Fäkalgeruch fest. Wenn bei fertigem Heu ein verdacht besteht, würde ich den ganzen Ballen öffnen und über eine grosse, saubere Fläche verstreuen und dann gezielt nach den Blättern suchen, die vertrockneten Blüten und Blütenstände sind kaum noch auffindbar. Vielleicht kann man, wenn man verdächtige Pflanzenteile findet, ein einfaches DC Screening auf Pyrrolizidinalkaloide durchführen. Dazu müsste ich aber eine kleine Literaturrecherche machen. Was ich noch anbieten könnte : ich könnte ein paar Exemplare (das Zeug blüht bei uns nämlich gerade) für Dich trocknen und präparieren, dann hättest Du Vergleichsmaterial. Das Trocknen dauert allerdings ein paar Wochen, und ich weiss nicht, wie dringend dein Anliegen ist. lg

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Sonntag, 23. Juni 2013, 18:32

Was ich noch anbieten könnte : ich könnte ein paar Exemplare (das Zeug blüht bei uns nämlich gerade) für Dich trocknen und präparieren, dann hättest Du Vergleichsmaterial. Das Trocknen dauert allerdings ein paar Wochen, und ich weiss nicht, wie dringend dein Anliegen ist.
Da JKK hier nirgends vorkommt, ist das Anliegen nicht dringend. Ich konnte bis Mitte dieser Woche mein ganzes Grünland erfolgreich abernten und das Produkt ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit JKK-frei. Das Angebot würde ich trotzdem gerne annehmen, da ich endlich mal üben könnte, wenn ich Vergleichsmaterial hätte. Ich komme wohl auch nicht daran vorbei, ein paar km zu fahren und mir frisches Vergleichsmaterial zu besorgen (an einer Autobahnraststätte oder so), denn nur so kann ich als absoluter Pflanzen-Laie da einigermaßen sicher werden. Meine Bedenken waren, JKK mit Johanniskraut oder dem Wiesen-Pippau zu verwechseln, denn die beiden kommen hier relativ häufig vor.

Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir mit so einer Sammel-Aktion sozusagen die Seuche "ins Haus" hole? Einfach auf den Misthaufen darf das wohl nicht. Ich hätte es in einem verschlossenen Behälter nach Hause gebracht und nach "Verwendung" verbrannt?

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Sonntag, 23. Juni 2013, 19:19

Meine Bedenken waren, JKK mit Johanniskraut oder dem Wiesen-Pippau zu verwechseln, denn die beiden kommen hier relativ häufig vor.



Die Unterscheidung vom Johanniskraut(Hypericum perforatum) ist recht einfach. Ein Blütenblatt flach zwischen Daumen und Zeigefiger gepresst gibt typische lila Pünktchen auf der Haut. Verantwortlich ist das, nebenbei lipophile Hypericin, welches aus den Öldrüsen stammt. Im Gegenlicht betrachtet sieht man diese Drüsen als "nadelstichfeine Löcher" - auch der Name "... perforatum" kommt also nicht von ungefähr...

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Sonntag, 23. Juni 2013, 19:41

Mit Johanniskraut kannst Du es gar nicht verwechseln....das hat immer 5 Blütenblätter und die Laubblätter sind einfach eiförmig. Dein Jakobskreuzkraut hat viel grössere, gefiederte Blätter und keine feste Anzahl an Blütenblättern, in der Regel aber sehr viel mehr als 5. Wie gesagt, mit einem einfachen Bestimmungsbuch (z.B. "Was blüht denn da") kann man die auseinanderhalten. Ob es sich allerdings exakt um Senecio jacobea oder ein anderer Vertreter der Gattung Senecio (Greiskräuter) handelt, ist manchmal nur von einem Experten zu entscheiden. Aber da sie ja alle Pyrrolizidinalkaloide enthalten, ist eine genaue Bestimmung für dich auch nicht nötig. Ich sammle morgen ein paar Exemplare und trockne sie Dir. Dann brauche ich deine Anschrift per PN.

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Montag, 24. Juni 2013, 13:41

Vielen Dank für die Antworten!
Ich sammle morgen ein paar Exemplare und trockne sie Dir. Dann brauche ich deine Anschrift per PN.
siehe PN.

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Donnerstag, 4. Juli 2013, 20:49

Ich habe mich, mit mässigem Erfolg, an einem Alkaloidextrakt versucht.
Zugrunde liegende Literatur : Mroczek et al. (2006) Anal. Chim. Acta 566, 157-66 und Mierendorff (1995) Fat. Sci. Technol. 97, 33-37.

Das frische, blühende Kraut wurde verwendet. Die Blätter und Blütenstände wurden abgetrennt und für den Extrakt verrwendet, die stark verholzten Stengel verworfen, da laut Lit. der Alkaloidgehalt in den Blüten am höchsten ist. Das Material (215.0 g) wurde mit einem Dolch auf einer Glasplatte fein geschnitten und in einen 2 l Rundkolben mit NS gegeben und mit einem 1 L einer 1%igen Weinsäurelösung in MeOH übergosssen. Der Ansatz wurde über Nacht stehen gelassen und dann 2 h im Wasserbad refluxiert. Nach dem Erkalten wurde die Flüssigkeit abfiltiert und das MeOH bis auf ca 60 ml (enthielt fast kein MeOH mehr, sondern Wasser, da frische Droge extrahiert worden war) im Wasserbad abdestilliert. Diese 60 ml wurden in einem 250 ml Scheidetrichter mit 100 ml HCl 10% angesäuert und dann mit Chloroform gewaschen (3x50 ml). Der erste Chloroformextrakt war dunkelbraun, der zweite gelb, der dritte farblos. Diese Extrakte wurden verworfen. Die wässrige Phase wurde dann mit Zinkstaub ca 3 h gerührt, um die (ep-)oxidierten Pyrrolizidinalkaloide zu reduzieren. Während der Reduktion änderte die Farbe von dunkelbraun über dunkelrot in ein schönes, helles Rot, die Lösung war klar. Es wurde in einen Scheidetrichter filtriert (um den Zn Staub abzutrennen) und mit ca 80 ml konz. Ammoniak alkalinisiert bis zu einem pH von 10-11. Die Lösung war nun von schmutzig-gelber Farbe und (roch ziemlich übel ;) ). Es wurde dann mit 3X10 ml Chloroform extrahiert und die 3 Chloroformextrakte vereinigt, über Natriumsulfat getrocknet und in eine dunkle Flasche filtriert.

Für die DC wurden auf eine Kieselgel 60 Platte ca 30 µl des Extraktes bandförmig aufgetragen. Unter Kammersättigung wurde die Platte erst mit Aceton entwickelt (bis zum oberen Plattenrand). Die lufttrockene Platte wurde dann in einem Gemisch Chloroform/Methanol/Ammoniak (80+20+1) entwickelt (Kammersättigung). Die Platte wurde erneut an der Luft getrocknet und mit Dragendorffs Reagenz besprüht. Es zeigte sich ein einziger Substanzfleck bei Rf=0.67. Entweder enthält also der Extrakt nur ein Alkaloid oder das Alkaloidgemisch wurde durch das Fliessmittel nicht aufgetrennt. Hatte keine Energie und Lust, die Fliessmittelmischung zu variieren.

Der übrige Chloroformextrakt wurde dann erneut mit 5 ml HCl 1M extrahiert, um die Hydrochloride der Alkaloide in eine wässrige Phase zu bekommen. Mit dieser Lösung wurden dann die üblichen Tests auf Alkaloide durchgeführt :

Dragendorffs Reagenz : hellorangefarbene Fällung ;
Mayers Reagenz : weisse, käsige Fällung ;
Wolframatokieselsäure : weisser, flockiger Niederschlag ;
Marquis Reagenz, Mandelins Reagenz und Froehdes Reagenz allesamt negativ, d.h.keinerlei Fällung oder Färbung.

Insgesamt also nicht sehr aufschlussreich, und leider nicht tauglich, um Senecio von anderen alkaloidhaltigen Drogen zu unterscheiden.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Unda maris« (4. Juli 2013, 22:34) aus folgendem Grund: Tippfehler


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